Wirkungsweise der Feldenkrais Methode

Feldenkrais betrachtet den Menschen als ganzheitliches System, eingebettet in sein individuelles soziokulturelles Umfeld. 

Es war ihm vielmehr daran gelegen, dem gesamten System, besonders dem Nervensystem, zu helfen lernenderweise zu erkennen, wo Verbesserungspotential verborgen liegt, anstatt 'kranke Anteile' eines Menschen zu 'therapieren'. 

Dabei gilt grosse Aufmerksamkeit den gesunden, gut organisierten Bereichen. Vorhandene Stärken und Klarheit in der Organisation (Ordnung im System) wird verstärkt und verdeutlicht, so dass andere Stellen davon lernen können. Schon lange bevor in den Neurowissenschaften die aktuellen Erkenntnisse formuliert waren, machte Dr. M. Feldenkrais sich die Neuroplastizität des Nervensystems zu Nutzen. (Die neuronale Plastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, seine eigene Struktur und Organisation den veränderten biologischen Grundlagen (z.B. Läsionen) und Anforderungen (z.B. Lernen) anzupassen.) 

Genauere Informationen finden Sie im folgenden Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung.

Wie die Feldenkrais-Methode funktioniert 

Auszug aus: Neue Zürcher Zeitung 05.05.2004

http://www.feldenkrais-sh.ch/presse/NZZ-Artikel.pdf 

Vor über 50 Jahren entwickelte der Physiker Moshe Feldenkrais eine Methode,(...)  die auf dem NeuErlernen von Bewegungen beruht.

Feldenkrais war überzeugt, dass sich so die Verbindungen im Nervensystem verändern liessen. 

Hochdynamische Körperkarte im Gehirn

 

Feldenkrais (...) sah eine solche Körperkarte als hochdynamisch an und betrachtete sie als Teil eines neuronalen Netzwerkes. Er war überzeugt, dass die Schlüssel zur Veränderung dieses Netzwerkes bewusst wahrgenommene Bewegungen seien.

Je vielfältiger eine Funktion wie Sitzen oder Balance halten ausgeübt werde, desto zahlreicher und unterschiedlicher seien die neuronalen Netzwerke im Kortex verknüpft und desto «stabiler» sei die Funktion. Der heute in Basel tätige Internist und FeldenkraisLehrer Gregor Risi veranschaulicht dies an einem Beispiel: Wenn ein Mensch gewohnt sei, sein Gleichgewicht nur in wenigen Handlungen zu halten - Geradeaus Gehen auf ebenem Boden, Sitzen oder Stehen -, so sei die Funktion «Gleichgewicht» viel störanfälliger, als wenn er sein Gleichgewicht in vielen verschiedenen Situationen herstellen könne, etwa auch in unebenem Gelände, auf allen Vieren oder auf nur einem Bein stehend. Wenige Bewegungsvarianten für eine Funktion führten zu einer höheren Muskelspannung im Körper, so Risi. Damit erhöhe sich auch die Verletzungsgefahr. Zudem verschlechterten monotone Bewegungen, wie sie etwa beim Krafttraining gemacht würden, die Bewegungsfähigkeit. Durch das Wiederholen ein und derselben Bewegung werde diese zwar immer fester ins Hirn eingraviert, eine Reorganisation der Hirnareale bleibe aber aus.

 

Dass die kortikalen Karten tatsächlich dynamisch sind, haben Michael Merzenich von der University of California in San Francisco und Kollegen mit einem einfachen Experiment belegt. Als die Forscher Testpersonen bestimmte Fingerbewegungen trainieren und ausüben liessen, reichten schon wenige Minuten, um die entsprechenden Areale im motorischen Kortex messbar zu verändern.

Aufmerksamkeit und Wahrnehmung

Welche Rolle aber spielen nun Aufmerksamkeit und bewusste Wahrnehmung bei der Umgestaltung der kortikalen Karten? Beide spielen in Feldenkrais' Lernmethode eine zentrale Rolle, und der Physiker war der Ansicht, dass dadurch die Bewegungskontrolle aus den gewohnheitsmässigen Strukturen in höhere Hirnregionen gehoben werden könne. Tatsächlich belegen Studien der Kanadierin Francine Malouin zur Hirndurchblutung, dass mit zunehmender Komplexität und Anforderung an die sensorische und kognitive Informationsverarbeitung progressiv höhere Hirnregionen aktiviert werden. Studien mit professionellen Pianisten zeigen ausserdem, dass die jahrelange Übung in komplexer Bewegungskontrolle dazu führt, dass neue Bewegungsmuster sehr viel leichter und mit weniger kortikalem Aufwand und somit effizienter erlernt werden können. Damit zeigen etwa Musiker das Phänomen der Metaplastizität, das heisst eine gesteigerte Lernfähigkeit an sich.

Für Moshe Feldenkrais ging es in seiner Methode letztlich genau um dies:

ein grundsätzliches Lernenwiemanlernt.


Weitere interessante Artikel